Dies ist ein Versuch von mir, den Horror und die vollkommene Unn\xF6tigkeit des Krieges in einige wenige Worte zu fassen. Krieg f\xFChrt niemals zu etwas, auf jeder Seite gibt es nur Leid und Tot. Niemand gewinnt. Jeder verliert. Alle Charaktere und die Story sind (C) von Rash_Ktah. Fragen, Meinungen, Lob, Tadel und Flames k\xF6nnen an Rash_Ktah@Wolfs-den.de gerichtet werden.




Krieg

Rudelf\xFChrer Drak warf sich hinter einigen Mauerst\xFCcken in Deckung.
Nur Sekundenbruchteile sp\xE4ter explodierte die Luft um ihn herum und Feuer und Schrapnelle umgaben ihn wie eine todbringende Faust. Ein Licht heller als die Sonne blitzte zusammen mit der Explosion auf, drohte Draks Netzhaut zu verbrennen.
Ein gl\xFChend hei\xDFer Splitter grub sich trotz seiner Deckung in Draks rechten Oberarm, verbrannte Fell und Fleisch gleicherma\xDFen. Er biss seine Z\xE4hne zusammen, um nicht vor Schmerzen aufzuheulen.
Der Rauch der Explosion verzog sich schlagartig, Draks Ohren klingelten von der nahen Detonation. Das Licht schwand und lie\xDF die Dunkelheit der Nacht erneut regieren.
Gehetzt sah Drak sich um, versuchte die Szenerie um sich herum schnell zu erfassen.
Drei seiner M\xE4nner waren bei der Explosion ums Leben gekommen, zwei weitere lagen verletzt und schreiend am Boden. Die restlichen sieben lagen hinter der kargen Deckung die sich ihnen bot und schienen unverletzt. Sie alle erschienen sehr angespannt, aber kampfbereit. Gut so!
Drak und sein Kampftrupp befanden sich in der Ruine eines vor nicht allzu langer Zeit zerbombten Geb\xE4udes, das vielleicht einmal eine B\xE4ckerei gewesen war. Ein schlechter Ort f\xFCr eine Verteidigung. Zu d\xFCnne W\xE4nde, von vielen Seiten einzusehen. Sie mussten hier so schnell wie m\xF6glich raus.
Einer seiner M\xE4nner traute sich aus seiner Deckung hervor und blickte in die Richtung, aus der die Granate auf sie gefeuert worden war - in die Richtung des Feindes.
Noch bevor Drak dem Soldaten befehlen konnte wieder in die Sicherheit der Deckung zu gehen, war es um diesen schon geschehen. Ein gro\xDFkalibriges Scharfsch\xFCtzengeschoss durchschlug den Kopf des Soldaten und schleuderte diesen schreiend mehrere Meter durch die Ruine, bis er an einer halbzerst\xF6rten Wand zum liegen kam, noch einige Sekunden zuckend.
"Verdammt," br\xFCllte Drak, "niemand r\xFChrt sich ohne einen Befehl von mir!"
Seine M\xE4nner nickten, einer von ihnen blickte verst\xF6rt zu der Leiche des unvorsichtigen Soldaten.
Drak verfluchte sich selbst. Wie hatte es ihn und seinen Trupp nur hierher verschlagen k\xF6nnen? Wie hatten sie sich von dem Feind in eine solche Falle locken lassen k\xF6nnen? Er kontrollierte seine Kampfausr\xFCstung und deute seine M\xE4nner an, das selbe zu tun.
Sein Gewehr hatte er schon vor einigen Minuten bei dem Scharm\xFCtzel vor der Ruine hei\xDFgeschossen und weggeworfen, sein Kampfmesser und seine Pistole waren aber noch in einem annehmbaren Zustand. Eine Granate. Seine tarnfarbene Uniform hatte stark gelitten, war verkohlt und zerrissen. Seine Schulterwunde schmerzte noch immer, sein K\xF6rper war aber schon dabei sie zu heilen. Ein Blick zu seinem Trupp offenbarte ihm zumeist erhobene Daumen, nur einer der Soldaten schien ohne Munition oder Bewaffnung zu sein. Ein w\xF6lfisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Noch waren sie nicht tot!
Drak legte sich zu Boden und kroch in der Dunkelheit hinter einigen gro\xDFen Mauerst\xFCcken entlang an eine sichere Beobachtungsposition. Er witterte die Menschen schon, ohne sie \xFCberhaupt gesehen zu haben. Ihr widerlicher Gestank. Er h\xF6rte ihr wirres Geschnatter, ihr dreckiges Lachen. Aber er h\xF6rte auch die Ketten mindestens eines gepanzerten Fahrzeuges.
Langsam blickte er um die Ecke eines Mauerst\xFCckes. Sein Atem ging langsam, sein Herz schlug beherrscht.
Er wartete eine Sekunde.
Sein Leben wurde nicht durch die Kugel eines feigen Scharfsch\xFCtzen beendet. Diese l\xE4cherlichen Menschen, hah! Drak sah aus den staubigen Ruinen der Ruine und erblickte die Feinde. Es waren gut zwanzig Menschen, mehrere von ihnen trugen schwere Kampfpanzerungen und ebenso schwere Waffen, der Rest schien einfache Infanterie zu sein. Hinter den Menschen stand ein grau-gr\xFCn lackiertes Kettenfahrzeug mit zwei schwerbewaffneten T\xFCrmen. Das Fahrzeug war unbesch\xE4digt. Der Soldat mit der schweren Waffe aus Draks Trupp war gestorben noch bevor er eine Chance gehabt hatte, auf das metallene Unget\xFCm zu feuern.
Zwei glei\xDFende Lichter strahlten auf. Drak musste seine Augen schmerzerf\xFCllt schliessen, um nicht zu stark geblendet zu werden. Suchscheinwerfer! Die Menschen bereiteten sich scheinbar auf einen neuen Angriff vor.
Drak kroch langsam in die Ruine zur\xFCck und fasste seine M\xE4nner ins Auge. Seine angeborene Nachtsicht lie\xDF ihn in der Dunkelheit sehen, trotzdem tanzten bizarre Lichter, ausgel\xF6st von dem direkten Scheinwerferlicht, vor seinem Blickfeld.
Die Kegel der Scheinwerfer fuhren langsam durch den Raum und lie\xDFen den von Drak aufgewirbelten Staub geisterhaft in der Luft tanzen.
"Sie werden angreifen," knurrte Drak leise, eine klauenbewehrte Hand umschloss sein Kampfmesser, die andere seine Pistole. Seine Schulter schmerzte. "Aber wir werden nicht weichen!"
Seine M\xE4nner blickten ihn nicht ohne Furcht an, aber jeder von ihnen unterwarf sich seinem Befehl. Er war ihr Alpha, ihr Trupp- und Rudelf\xFChrer. Sie hoben ihre Waffen, ihre raubtierhaften Augen reflektierten den Schein der Suchscheinwerfer.
Drak konnte die Menschen sich n\xE4hern h\xF6ren. Leichte, schnelle Schritte. Die leichtgepanzerte Infanterie, die Menschen schickten ihre am leichtesten zu ersetzenden Truppen. Vielleicht wollten sie Drak und seine M\xE4nner testen. Vielleicht wussten sie nicht, wie viele M\xE4nner von Draks Trupp die Falle \xFCberlebt hatten und wie stark oder schwach sie noch waren.
Draks Herz schlug schneller. Er grinste b\xF6sartig, seine scharfen Rei\xDFz\xE4hne blitzten im Schein des suchenden Lichts.
Die Menschen n\xE4herten sich der Ruine, ihr keuchender Atem drang an Draks Ohren. Er roch ihre Furcht. Sie kannten die Kraft, die ein kampfbereiter Trupp wie Drak ihn besessen hatte, besitzen konnte. Sie f\xFCrchteten ich und sein Rudel.
N\xE4her und n\xE4her kamen sie. Sie drangen mit knirschenden Schritten in die Ruine vor.
Drak konnte sie nicht sehen, sein Trupp und er lagen noch immer hinter fester Deckung, aber er konnte sie sich vorstellen. Schwitzende, keuchende und schw\xE4chliche Menschen.
Er blickte zu seinen M\xE4nnern. Kein Befehl drang von seinen schwarzen Lippen, sie verstanden sein Anliegen instinktiv.
Lange Sekunden verstrichen. Drak zog einen Atemzug nach dem anderen ein. Langsam. Vorsichtig.
Die Menschen waren nah. Er konnte sie fast f\xFChlen.
Dann, urpl\xF6tzlich, jagte Drak nach oben. Er war eine geifernde, br\xFCllende und bewaffnete Gestalt in der Dunkelheit, die ohne jede Vorwarnung vor den vollkommen \xFCberraschten Menschen auftauchte. Er blickte in ihre vor Furcht aufgerissene Augen, schrie ihnen seinen Hass entgegen. Seine Pistole spie gl\xFChenden Tot, riss gaffende Wunden in leichtgepanzerte Menschenk\xF6rper und schleuderte diese mit unglaublicher Wucht fort von ihm. Sein Messer stie\xDF nach den schwitzenden K\xF6rpern, trennte Gliedmassen ab und grub sich in weiches Fleisch.
Seine M\xE4nner hatten ihren Angriff ebenso begonnen und schlachteten die Menschen in einem aus Hass geborenen Blutrausch nieder. Sie sangen das Lied des Todes und br\xFCllten ihren Sieg heraus.
Drak stie\xDF einen zuckenden Menschen von sich fort und wurde im selben Augenblick von etwas gl\xFChendem an der H\xFCfte getroffen. Das Geschoss bohrte sich in seinen K\xF6rper und lie\xDF sein warmes Blut aus ihm hervorsprudeln. Drak schrie vor \xDCberraschung auf. Nein, nicht jetzt!
Sch\xFCsse klangen auf. Das gepanzerte Fahrzeug feuerte wahllos in die Ruine, seine schnell feuernden Kanonen m\xE4hten alles nieder, was das Pech hatte, im Weg zu stehen.
Draks M\xE4nner starben. Die Menschen starben.
Das Panzerfahrzeug feuerte Granaten in die Ruine. Explosionen ersch\xFCtterten die spr\xF6den Mauern. Schrapnelle, Druckwellen und Geschosse lie\xDFen Drak, seine M\xE4nner und die restlichen leicht gepanzerten Menschen umherwirbeln.
Schmerzen explodierten in Draks K\xF6rper.
Sein Geist verl\xF6schte in einem durchdringenden Piepen...

*


"Hm."
"Bitte?"
"Diese Daten erscheinen mir etwas seltsam."
"Wieso, die Ergebnisse sind doch mehr als erfreulich."
"Ich meine die letzten Zeilen, sehen sie."
"Ja?"
"Ich meine die fehlende R\xFCcksicht aus der Sicht von Partei B."
"Sie meinen die eigens verursachten menschlichen Verluste?"
"Ja."
"Ersetzbar. Keine vitalen Truppen."
"Aber wieso?"
"Taktik. Partei B schickte Kundschafter aus, um Partei A aus der Deckung zu locken. Nur so war ein munitionssparendes Ausschalten von Partei A m\xF6glich, wie es mir scheint."
"Hm."
"Wo liegt ihr Problem?"
"Dies ist unmenschlich. Unzul\xE4ssig."
"Wieso? Dies ist der Krieg. Alles ist erlaubt."
"Dies ist eine Simulation, nicht der echte Krieg! Wir..."
"Professor, ich muss sie darauf hinweisen, dass sie wussten, worauf sie sich einlassen w\xFCrden."
"Schon. Aber dies hier verwandelt sich langsam zu einer Simulation des kontrollierten Mordens. Die Angeschlossenen sterben..."
"Auch sie sind ersetzbar. Die Simulation muss weitergehen. Wir brauchen die Daten."
"Wof\xFCr? Wof\xFCr brauchen sie Daten aus Schlachten zwischen Menschen und diesen ... Kreaturen?"
"Professor ... sie sind angeworben worden um den Simulator und die daran Angeschlossenen zu \xFCberwachen, nicht um zu fragen. Wir ben\xF6tigen die Daten f\xFCr wichtige Fragen der nationalen Sicherheit. Mehr k\xF6nnen und d\xFCrfen sie nicht wissen."
"Wir sollten gehen, die Putztrupps werden gleich erscheinen."
"Morgen fr\xFCh um 8:00 Uhr wird der n\xE4chste Test anlaufen. Vielleicht sollten wir die Agressivit\xE4tsrate und den Menschenhass von Partei A um einige Punkte nach oben setzen. Vielleicht sollten wir auch eine andere Umgebung laden, ein Sumpfgebiet vielleicht. Es w\xFCrde mich interessieren, wie die Schlacht dann ausgehen wird."
"F\xFCr sie ist dies nicht mehr als ein Spiel, oder?"
"Ist nicht das ganze Leben ein Spiel?"

*


Leuchtstoffr\xF6hren erleuchteten flackernd.
Sie erhellten einen langen Saal, an dessen beiden W\xE4nden Reihen von Glaskammern angebracht waren. Etwa die H\xE4lfte von ihnen trug die Letter A, die andere H\xE4lfte den Buchstaben B. Sie waren geschlossen, eine braune N\xE4hrfl\xFCssigkeit f\xFCllte sie nahezu vollkommen aus.
In allen Kammern waren bewegungslose Gestalten angebracht. Einige von ihnen lebten. Einige waren tot, ein stetiges Piepen von den an sie angeschlossenen Ger\xE4ten zeugte von ihrem Ableben. Sie w\xFCrden ersetzt werden.
Die \xDCberlebenden w\xFCrden erneut an den Simulationscomputer angeschlossen werden. Sie w\xFCrden einer der Parteien zugeteilt werden, um die ver\xE4nderte Simulation neu zu erleben.
Sie w\xFCrden in einem unwirklichen Krieg k\xE4mpfen, immer wieder. Bis in den Tot.

Ende.