This is a story about the rat Pink Lerrizus, who takes revenge for a friend. Some scenes are violent. It is the original version in German, but I am looking for an translation into English in the near future.

Warnhinweis! Die folgende Kurzgeschichte, deren Hauptpersonen zwei Pelzer (anthropomorphe Tierwesen) sind, enthält einige gewalttätige Szenen. Für Leser unter 18 Jahren und zarte Gemüter ist diese Geschichte ungeeignet.

Pink Lerrizus © Pink Lerrizus (mit Erlaubnis/with permission)


ZAHLTAG


Der große Löwe lag mit zerschmettertem Kiefer am unteren Ende der Treppe. Eine Blutlache bedeckte den Boden. Der Rattenbock atmete tief durch und fuhr mit seinem nackten Schwanz durch die Luft. "Arrogantes Mistvieh", ging es ihm durch den Kopf. "Wie man es in den Wald ruft..." Er brach ab, schloß die Augen, ließ noch einmal die letzten Minuten Revue passieren...

Die Wohnung des Löwen, dessen Namen er nicht einmal richtig kannte, war schnell gefunden. Seine paranormalen Fähigkeiten ließen ihn nicht im Stich. Auch war es kein Problem, unter einem Vorwand den Mieter zu Gesicht zu bekommen. Das heißt, eigentlich war es ja gar kein Vorwand - Pink Lerrizus hatte keinen Grund zu lügen. Er sagte dem überraschten Löwen deutlich, daß er von seinem Verhalten gegenüber einem sehr guten Freund der Ratte nichts hielt. Pink hatte mitbekommen, wie übel dieser Löwenkerl seinem Freund mitgespielt hat, und auch, wie hochnäsig er sich hier und da verhielt. Daß dieses Verhalten andere belasten könnte, daran dachte der Löwe natürlich nicht. Wer psychische Probleme hat und seine ach so hervorragenden Ratschläge nicht annimmt, hat selber Schuld - so scheint der schwarzmähnige Kerl wohl zu denken. Angeblich hochbegabt, oft herablassend, weil er doch irgendwie was mit Psychologie studiert habe...

Der Ratz schüttelte den Kopf und leckte sich mit aller Seelenruhe das Blut von den Pfoten.

Jedenfalls hatte der Löwe ihm gegenüber schnell seine Fassung verloren. Pink aber bleib ruhig, ganz ruhig, erst recht jetzt, wo der Löwe mehr und mehr aggressiv wurde. Seine "Argumente" gingen aus, aber er fühlte sich tatsächlich noch immer im Recht und griff zum Mobiltelefon, vermutlich, um die Polizei zu rufen. Er machte aber einen schweren Fehler. Er ließ seine Wohnungstür offen.

Das Telefon fiel zu Boden, als Pink Lerrizus dem Löwen mit aller Kraft in die Magengrube trat. Es knackte. Eigentlich war der Löwe ja um einen Kopf größer als die Ratte, und wahrscheinlich sogar auch stärker, doch nützte ihm das jetzt nichts mehr. Mit aufgerissenen Augen und nach Luft japsend krümmte er sich zusammen. Seine Brille rutschte ihm von der Nase. Nun packte Pink blitzschnell die Mähne des Löwen, riß ihn weiter runter und rammt ihm sein Knie von unten gegen den Kiefer. Knochen splitterten hörbar. Blut schoß aus dem Maul. Pink ließ los, denn die schwere, muskulöse Großkatze fiel wenig galant zu Boden.

Daß noch keine Nachbarn aus dem Türspalt ihrer Wohnung guckten, war erstaunlich. Den Rumms gerade eben muß doch jemand gehört haben, ging es Pink Lerrizus durch den Kopf. Er zuckte die Achseln. Eben nicht.

Zwei Minuten vergingen, als er Löwe stöhnte. Mit Angst in seinen Augen schaute er hoch zu Pink Lerrizus. Er zitterte, sagte aber nichts. Pink blickte kalt zurück. Genau so kalt, wie der Löwe seinen Freund hatte abblitzen lassen. So kalt wie der Verrat.

"Ich mag es nicht, wenn jemand meinen besten Freunden in den Arsch tritt und sich dann unter Vorwänden aus dem Staub macht", flüsterte die Ratte.

"Hilfe!" röchelte der Löwe. Mit den gebrochenen Rippen und dem kaputten Kiefer konnte er jedoch nicht mehr um Hilfe rufen. Das wäre Pink aber auch egal gewesen - was er anfing, führte er zu Ende, ohne wenn und aber.

"Jetzt paß mal auf, Löwe", stieß der Rattenbock aus, packte den Löwen mit seinen krallenbewehrten Fingern an den Schultern und zog ihn mit aller Kraft hoch, um ihn zur Treppe des Treppenhauses zu schleifen.

"N... nein!" keuchte der Löwe unter Schmerzen.

"Doch, doch!" erwiderte Pink mit einer Stimme, als ob ein ungläubiger Gewinner in einer Ratesendung das große Los gezogen hätte und Pink ihm gratulieren würde. "Ich wünsche guten Flug!"

Der Rattenbock nahm all seine Kraft zusammen und warf den Löwen mit all seiner Borniertheit und Arroganz die Stufen des Altbaus hinunter. Es rumpelte wieder und es gab weitere Geräusche berstender Knochen. Dann war Stille.

Pink Lerrizus streckte sich und ließ seine Schultern knacken. Die atemberaubende Stille hielt an. Lediglich aus der Wohnung des Löwen kam das leise Rauschen des Lüfters eines Computers. Die Ratte steckte die Pfoten in die Taschen der Lederjacke und ging langsam die Treppe hinunter. Leblose Augen blickten an ihm vorbei ins Nichts. Mit einem weiten Schritt ging er an dem verrenkten Körper vorbei - er wollte nicht in das sich ausbreitende Blut treten.

Auf halber Höhe zum unteren Stockwerk fiel ihm etwas ein, und er drehte sich noch einmal um. "Du glaubst doch an die Wiedergeburt, mein Hübscher", sagte Pink Lerrizus. "Mach es das nächste Mal besser und ärgere die Leute nicht!"

Der Ratz öffnete die Haustür, und ein angenehmer Abendwind blies ihm um seine Ohren. "Ein Spaziergang würde verdammt gut tun!" sprach Pink mit Begeisterung in den Augen zu sich selber. Als er den Bürgersteig betrat, schaute er zu den Straßenlampen hoch und lachte. Er verschwand in der Dunkelheit, als in diesem Augenblick alle Lampen aus gingen...



© Robert "Squibb Squirrel" Korschofski & Pink Lerrizus, März 2003