Alkoholisierte Visionen
Ein RP-Posting bei Schattenwelt
zur
Gründung des Kultes der Hyäne
vom
Gescheiterten Novizen Dardanus Tinctor
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Es begab sich eines Abends in „Des Trinkers Atem“ zu Britain, als sich nach einigen Krügen Dunklem mein Kopf langsam auf die hölzerne Tischplatte zu bewegte. Mein Körper stimmte in die Bewegung ein und ich fiel, ach ich fiel zu auf den Boden, auf das Stroh, die Scherben und das Erbrochene. Doch weiche Hände fingen meinen Sturz, hoben mich auf und hielten mich fest. Sie trugen mich hinaus in Britains Strassen, mein Hut, den ich durch die Kneipentür unterm Tische liegen sah wurde immer kleiner. Weit hinaus aufs Meer mehr trug mich die Gestalt, die ich fest gegen meinen Rücken gepresst spüren konnte. Unter mir sah ich die vom Mondlicht glitzernden Wellenflanken des großen Meeres in so raschem Tempo vorbeiziehen, dass sie mehr und mehr zu einem hellen Fleck verschwammen. Der Himmel über mir jedoch, blieb gleich: Klar, mit Lichtpunkten gesprenkelt und wie mit schwarzem Samt bezogen, auf dem einige große Vögel mit starken Schwingen ihre Kreise zogen. Aber auch dies ließ ich hinter mir, wie vormals die Stadt, als ich in eine Wolke einzutauchen schien. Dunkelheit und Chaos, wirbelnde Farben von so mannigfaltiger Art, dass es einer Marter gleich kam, hüllten mich ein. Ab und zu war in der Ferne ein huschender, mit Tentakel oder Hörnern bewehrter Schatten auszumachen, der versuchte näher zu kommen. Doch die Arme hielten mich sicher und fest, nichts konnte geschehen, das wusste ich. Als ich die Wolke endlich mit dem Rücken dach vorne durchbrach, fiel ich auf ein Mal, bar jedes Haltes, zu Boden. Mein Rücken schmerzte und eine rötliche Staubwolke, die sich durch meinen Aufprall erhoben hatte, raubte mir wieder die Sicht. Wie lange ich so im Sand da lag, den Kopf wie in Watte und den Rücken in Kohlen wusste ich nicht, doch kam es mir wie eine Ewigkeit vor.
Langsam setzte sich der seltsame Staub und die Konturen einer Person wurden sichtbar. Als diese bemerkte, dass ich den Kopf hob, kam sie näher. Da erkannte ich ihr wirkliches Aussehen, so seltsam und so ungewohnt, dass ich aufgesprungen und fortgelaufen wäre, hätte ich die Möglichkeit gehabt. Ihre Gestalt war wohl der eines Menschen nicht unähnlich, doch saß auf den Schultern etwas, das mich entfernt an einen Hundskopf erinnerte, doch verlieh die kürzere Schnauze und das breitere Gesicht dem ganzen menschlichere Züge. Auch das Fell, welches das gesamte Wesen zu bedecken schien, war höchst sonderbar, denn von einer weißen, mit schmalen schwarzen Streifen durchzogenen, Farbe. Dass dieses Wesen weiblich war, konnte ich trotz des derben grauen Tuches, welches von ihren Schultern herab hing erkennen.
Ohne mir Zeit für weitere grauenhafte Mutmaßungen zu lassen, streckte sie mir ihre, ebenfalls bepeltzte, aber ansonsten menschliche, Hand entgegen. Ich ergriff sie zu meiner eigenen Verwunderung und ließ mir auf die Beine helfen.
„Komm!“, sagte sie dann und lächelte. „Ich bin die Hyäne. Komm und ich werde die lehren, wie man lebt.“
So führte sie mich hinaus aus der sandigen, endlosen Fläche und ehe ich mich versah, war zurück in Britain. Vor mir, in einem erleuchteten Torbogen, konnte ich eine alte Frau sehen, die einem Hund eine Schüssel mit Fleischresten vor die Schnauze schob. Der Hund stürzte sich gierig darauf.
„Nimm, was man dir anbietet!“, hörte ich die Hyäne neben mir sprechen.
Die Alte zog indessen einen großen Knüppel hervor und schlug den abgelenkten Hund nieder.
„Wenn dies dein Vorteil ist, versteht sich.“, fügte die Hyäne hinzu.
Wieder führte sie mich an der Hand weg, um die nächste Ecke, wo ein Mann in Lumpen und ohne Schuhe gerade ein Goldstück aus dem Straßenschlamm auflas.
„Nimm was du findest, egal wie viel du hast, wenn dies dein Vorteil ist.“, flüsterte meine Begleiterin.
Weiter führte sie mich, ohne dass ich den Weg, den wir nahmen, erkennen konnte, zu einem schwarzen Sumpf. Zuerst war meine Sicht vom stinkenden Moornebel getrübt, doch sah ich bald zwei Gestalten. Die eine griff der anderen, welche halb im Moder versunken war, unter die Arme zu zog sie mit einem Ruck hervor. Einen kurzen Moment blieb sie reglos auf der festen Erde liegen, raffte sich aber denn auf und fiel ihrem Retter in die Arme.
„Sammle Gefallen!“, wandte sich die Hyäne erneut an mich „Denn Gefallen sind dein Vorteil, sie schaffen Freunde und Freunde sind dein Vorteil wenn ihre Haltung und ihre Feinde nicht zu deinem Nachteil werden.“
Dann legte sie mir beide Hände auf die Schultern, woraufhin ich mich wider im roten Sand befand.
Sie blickte mir fest in die Augen und sprach: „Suche alle deine Vorteile und verschmähe sie, wenn sie nur scheinen ein Vorteil zu sein! Verliere dich selbst nicht und bleibe dir Treu, wenn du suchst. Denn auch eine Kränkung, ein verletztes Gewissen, sind dein Nachteil, zumal sie dich aufhalten. Halte deine Regeln eisern. Was du nie vergessen solltest und imm-...“
Plötzlich ließ mich ein schmerzhafter Stoß in Agonie aufschreien und alles um mich in Schwärze verschwimmen, ein zweiter Schlag in die Rippen und mein Geist war zurück. Steif vor schmerz hob ich meinen Kopf aus der Pfütze Erbrochenem, die wahrscheinlich bei meinem Aufschlag auf das Pflaster noch nicht da gewesen war, und blickte auf.
„Du da! Wach auf“, brüllte mich der Stadtwächter über mir an. „Nur weil man dich aus der Schenke geworfen hat heißt das nicht, dass du hier mitten auf der Straße deinen Rausch ausschlafen kannst. Pack dich und such dir ein Bett!“
Ein letzter Tritt, der schon viel von seiner Schmerzhaftigkeit, die ihm meine Vorstellung hinzugegeben hatte, verloren hatte, ließ mich aufspringen und wankenden Schrittes um die nächste Ecke verschwinden, nur um dort abermals einen genaueren Blick auf Britains Pflastersteinkultur zu werfen.
Der Rest der Nacht, so muss ich leider sagen, war vermutlich frei jedweder Visionen oder ich erinnere mich nun nicht mehr daran. Fest steht jedoch, dass ich nun ein Ziel habe. Die Hyäne hat sich mir offenbart und mir gezeigt wie man zu leben hat. Geehrt sei ihr Name für die Weisheit, die sie mir unterbreitete und geehrt sei das Wissen selbst und welches ich von nun an selbst zu unterbreiten gesuche. Mein Leben sei zu ihr gewannt und zu meinem Vorteil!