(c) bei Felix M. Hummel 2003 Alle Rechte vorbehalten. Anfragen und Feedback unter biosynthg08@gmx.net oder www.bankhacker.de/felix Unzensierte Version in Arbeit, jedoch auch dann nur auf Anfrage erhältlich, denn meiner Meinung nach gibt es schon genug Schleim im Internet. Genug des Vorwortes, hier ist die Geschichte, zugegeben nicht meine beste: Die Besiegten Ein verschwommenes Bild erschien vor meinen Augen, es schien nur aus Gelbtönen zu bestehen, doch das lag vermutlich daran, dass ich meine verkrusteten Augenlieder kaum zu öffnen vermochte. Ich konnte nicht aufstehen, meine Beine stachen wie von heißen Messern durchbohrt, um nicht Vieles anders ging es meinen Armen. Doch mein Kopf übertraf den restlichen Körper um Längen: Meine Augen waren halb blind und so trocken, dass ich sie schleifen spürte, sobald sie sich in ihren Höhlen drehten, mein Gehirn schien an den Flanken meines Schädels anzustoßen und versuchte womöglich gerade die Situation zu nutzen und meinem Kopf zu entschwinden. Im anbetracht des Zustandes, in welchem mein Mund sich befand, hätte ich ihm dies Eskapade nicht einmal übel nehmen können. Nein, wieder in die Ohnmacht zurückzusinken, aus welcher ich gerade erwacht war, stellte wohl den angenehmsten Weg da den Rest meines Lebens, welchen ich noch auf etwa eine halbe Stunde schätzte, zu verbringen. Kurz, ich war am verdursten, auch wenn mir das an dieser Stelle obligatorisch gestöhnte Wort "Wasser" nicht über meine stark angeschwollene, sandige Zunge rollen wollte. Stattdessen keuchte ich ein wenig und machte dann Anstalten auf einen kaum wahrnehmbaren dunklen Fleck zuzukriechen, welchen ich für Schatten hielt. Biegsame und doch scharfe, schmale, lange Objekte strichen über meine Hände, als ich sie vor mir in den Sand grub. Vermutlich Gras, sinnierte ich verklärt, als ich ein blitzhaftes aufzucken von Bewegung vor mir ausmachte. Panik ergriff mich, als ich feststellen musste, dass der Schatten verschwunden war. Jemand hatte ihn mir weggenommen, nur um mich zu quälen, aber ich würde ihn finden, auch wenn es das letzte wäre was ich täte, ihn dann zur strecke bringen, mir aus seiner Haut einen Regenschirm und vielleicht meiner Frau eine Handtasche machen. Ja, dann konnte ich mich endlich in dem Schatten, der mir zustand, ausruhen. Ach, nein, dass ging nicht, ich war überhaupt nicht verheiratet. Na ja, es würde sowieso wieder dunkel, diesmal ganz. Etwas presste sich schmerzhaft von beiden Seiten um meinen Brustkorb. Etwas weiches, nasses Strich mir übers Gesicht, so dass ich erschrocken prustete. ich versuchte mich zu erheben, doch eine weiche Hand drückte mich sanft aber bestimmt zurück auf meine Bettstatt aus Stroh. Ich öffnete meine Augen, doch ich konnte nichts sehen. Ich blinzelte einige Male, doch nichts passierte, es blieb dunkel. Schreien gelang mir ebenso nicht, denn meine Muskulatur wollte mir nicht gehorchen. Schon wollte ich mich dem Griff an meinem Arm entwinden, hörte aber dann eine sanfte, etwas rollende Stimme auf mich einsprechen und sank sogleich zurück in einen traumlosen, aber erholsamen Schlaf. Es muss wohl einige Zeit später gewesen sein, als ich abermals erwachte. Zu meiner großen Freude konnte ich, als ich die Augen auftat, klar sehen, doch das was ich sah verwunderte mich sehr. Ich befand mich offensichtlich in einer Art primitiven Hütte auf einer Bettstatt aus trockenem Messergras. Die Wände bestanden aus einfach gegerbten Tiefellen, vermutlich Gazellen, oder etwas ähnlichem und wurden von langen Stangen an den Flanken, die ein Achteck bildeten, gehalten. Als Dach dienten wiederum die selben, leichten Stäbe, wahrscheinlich, ich konnte es von hier aus nicht erkennen, mit Graß bedeckt. Ich befand mich etwa, wenn nicht genau, in der Mitte dieser Behausung. Um mich herum auf dem Boden verteilt lagen einige, scheinbar sorgsam angeordnete Gegenstände, wie Kalebassen, Speere, zwei lange Messer und, zu meiner großen Verwunderung, auch ein Mobiltelefon. Ich wollte meine Taschen abklopfen um zu sehen, ob es vielleicht Meines sei, doch musste ich feststellen, dass ich nackt unter der groben Wolldecke lag. Was war nur geschehen? Nun, ich war mich sicher, dass meine Retter mich sicher darüber aufklären konnten, sofern sie mich hier nicht vergaßen und meine Sprache verstanden. Eine Bewegung der Felle an einer Seite der Hütte, die wohl den Eingang beinhaltete ließ mich aufschrecken. Jetzt würde ich antworten bekommen. Jedoch hatte ich nicht damit gerechnet, so etwas zu sehen, was ich in die Hütte kommen sah: Die Gestalt im Allgemeinen war weiblich, was Dank der bloßen, wohlgeformten Brüsten nicht zu verkennen war. Doch abgesehen davon erschein sie kaum menschlich. Kurzes, ockerbraunes Fell, mit dunkleren Punkten gesprenkelt, bedeckte ihren gesamten Körper und ein buschiger Schwanz ragte hinten unter ihrem grobledernen Lendenschurz hervor. Hände und Fuße waren denen eines Menschen extrem ähnlich, wenn man von der Behaarung und den langen schwarzen Klauen absah. Der Kopf hingegenwar ganz und gar tierhaft. Der einer Hyäne. Nun gut, die Schnauze war kürzer, die Leftzen mehr über die Wangen verteilt, so dass ich das Lächeln, dass sie mir entgegenbrachte auch als solches verstand. Außerdem wirkte die graubraune Mähne, die ihr bis über die Schultern hinab reichte, wie das Haar eines Menschen. Mein Mund klappte vor entsetzen auf, doch ich konnte und wollte auch eigentlich nicht schreien, denn sie schien mir kaum feindlich gesonnen. "Was? Wer? Was sind sie?", schaffte ich herauszuprusten, als sie sich neben meinen Heuhaufen gekniet hatte. Sie schaute, so weit ich dies erkennen konnte, freundlich auf mich herab. "Ja, diese Frage ist wohl nur normal, denke ich. Wir," sie legte ihre Hand flach auf die Brust. "Sind die Besiegten. Kaum einer kennt uns, normalerweise halten wir uns versteckt, aber wir haben gesehen, was dir zugestoßen ist und sahen, dass du unsere Hilfe brauchen wirst." Ihre Stimme war klar und sanft, wenn auch etwas rollend, doch die Tatsache, dass sie perfektes Deutsch sprach, gab mir den Rest. Ungeschickt versuchte ich mich zu erheben, fühlte mich aber zu schwach. "Ich verstehe gar nichts, was sind sie, wieso... sehen sie so aus?", brabbelte ich. "Ich glaube ich bin tot." Mit diesen Worten fiel ich zurück auf das Stroh, brachte es jedoch nicht fertig, mich von ihrem Anblick loszureißen und die Augen zu schließen. "Ruhig Blut, ruhig Blut! Wir werden dich auf gar keinen Fall verletzten, du solltest keine Angst haben. Ich werde dir erzählen, warum wir so aussehen, denn du solltest die Legenden kennen. Man erzählt sich, dass ein Hyänenweibchen die erste von uns aufnahm und rettete sie, doch das Tier besaß nicht genug Fantasie um den menschlichen Körper wiederherzustellen und so entstand ein Mischwesen. Die meisten jüngeren glauben zwar nicht mehr an diese alten Mythen, doch wir wissen, dass sie erhaltenswert sind. Jedenfalls, haben wir seitdem jeden zu uns genommen, der den Tod nicht vorzog. Ehrlich gesagt, waren es nicht besonders viele." "Tut mir leid.", ich schüttelte müde den Kopf. "Aber ich verstehe nicht ein Wort von dem was sie sagen, sie sprechen in Rätseln, mein Kopf tut weh und ich habe vermutlich Halluzinationen. Sagen sie mir einfach, was mir zugestoßen ist." Das Wesen holte tief Luft. "Einer unserer Beobachter hat gesehen, wie du niedergeschlagen und von einem Geländewagen gestoßen wurdest. Das erschien uns..." "Bohler!", platzte ich wütend heraus. "Ich hatte nicht erwartet, dass dieses Schwein so weit gehen würde um die Anteile zu bekommen, schon gar nicht auf der Konferenz... Aber natürlich, das passte ihm wohl perfekt. Schlechte Polizei und natürlich auch wilde Tiere. Sieht so aus, als wäre sein Plan nicht ganz aufgegangen. Dem wird' ich's zeigen! Wie kann ich ihnen nur danken, dass sie mir geholfen haben?" "Ich glaube, das wird nicht nötig sein, niemand dankt uns je. Außerdem, sein Plan scheint doch ganz gut funktioniert zu haben, nicht?" Ich verstand nicht sofort, doch irgendetwas in ihrem Blick gefiel mir nicht. "Sie haben doch gesagt dass...", rief ich mit bebender Stimme. "Nein, natürlich werden wir dich nicht töten!", sie lachte. "So habe ich das nicht gemeint." "Lassen sie mich dann gehen?" "Nicht sofort." "Was wollen sie dann von mir?" Mein Unbehagen wuchs, doch ich sah, dass es keine Chance gab zu entkommen. Ich war noch zu schwach und hatte außerdem ihre langen Fänge gesehen. Die Hyäne seufzte lang und laut "Es ist nicht schwer zu erklären, doch ich scheue mich davor, denn ich weiß wie mir zu Mute war, als ich davon erfuhr. Ich bin jedoch die einzige die diese Aufgabe übernehmen kann, also werde ich dich nicht im Stich lassen." Sie verstummte. "Was ist?", fragte ich. "Nun, gut. Ich sagte bereits, die erste von uns war einmal ein Mensch, wie alle Besiegten bis heute, wie ich." Mit den letzten Worten war ihre Stimme rau und krächzend, als wäre sie den Tränen nahe, geworden. Sie senkte den Kopf. Ich hingegen riss erstaunt die Augen auf. "DU warst...?" "Ja." bestätigte sie "Gab es dir nicht zu denken, dass ich so gut Deutsch spreche?" Ich blieb stumm. "Ich werde dir meine Geschichte jetzt nicht erzählen, denn ich möchte dir deine bevorstehende Entscheidung nicht noch erschweren." Sie holte abermals tief Luft, streckte den Kopf kerzengerade nach oben und schloss die Augen. Für einige Sekunden blieb sie so, bis sie mich wieder fixierte und konzentriert und langsam zu sprechen begann. "Wir haben dich nicht vor dem Tod errettet, aber wir können dies tun, wenn du es willst und besiegt sein willst. Wünscht du dies nicht, so lassen wir dich deinen dir bestimmten Tod sterben. Du bist für immer verloren, wenn du nicht zu uns willst. Wir bedrohen dich nicht, andere trachteten dir schon nach dem Leben, und haben dich überwunden. Wir können dir helfen. Wie entscheidest du?" Meine Kehle war trocken und ich begann langsam, aber nur langsam zu verstehen, was man von mir verlangte. Das Warum blieb mir verschlossen und ich fürchtete, dass auch danach zu fragen unnötig war. "Was habe ich schon für eine Wahl?", krächzte ich. "Die, die ich dir gerade gesagt habe.", antwortete sie. Ich schloss die Augen, jedoch nicht um nachzudenken, denn ich hatte wirklich keine echte Entscheidung zu treffen. "Ja, ich bin besiegt", wisperte ich schwach. Daraufhin stieß sie ein kurzes, glucksendes, eben hyänenhaftes, Lachen aus. "Das habe ich gehofft." Ohne weitere Worte packte sie mich an den Schultern, zog mich zu sich heran und drückte mir ihre Schnauze schräg auf den Mund. Sie küsste mich, lange und innig. Erst nach etwa einer halben Minute ließ sie los, riss dann die Decke von mir und schob sich auf mich. Aufrecht auf ihren Knien sitzen strich sie sich die Mähne aus dem Gesicht. "Du wirst es mögen.", grinste sie und entblößte dabei ihre beeindruckenden Reißzähne." Wohl oder übel, dachte ich. Einige Zeit später sammelte sie ihren Schurz auf und verließ lautlos die Hütte. Ich blieb erschöpft und verwirrt zurück. Das war nicht gerade das gewesen, was ich erwartet hatte, doch ich wahr deswegen wohl kaum enttäuscht. Müde streckte ich mich und gähnte. Doch die Anspannung beim Gähnen verließ mich nicht, wie normalerweise, vielmehr wuchs sie zu einem harten Krampf aus, der meinen Körper aufbäumen und steif wie ein Brett werden ließ. Ich versuchte zu schreien, doch die leichteste, auch unwillkürliche Bewegung eines Muskels resultierte in brennendem Schmerz. Gerade als ich glaubte ich müsse ersticken, ließ die Anspannung nach und ich sank nach Luft schnappend auf den Haufen zurück. Dann begannen meine Hände zu zucken, ballten sich wie bei einem Gichtanfall zusammen. Mit Schrecken musste ich sehen, wie die Nägel dunkel wurden und sich weiter hervorschoben. Abermals wollte ich schreien, doch ein weiterer Krampf ließ mich vornüber kippen. Plötzlich durchfuhr ein knacken meine Wirbelsäule, dass sich alsbald zu dem Gefühl entwickelte, meine Wirbelsäule würde vom Steißbein her herausgerissen. Wimmernd grub ich mich ins Stroh und presste meine Hände -Klauen- gegen mein sich verformendes Gesicht. Die Knochen dort schienen zu bersten und samt Haut und Muskulatur zu meiner Nase hin zu streben. Ich konnte nicht anders als mit weit geöffnetem Mund zu brüllen, als meine Zuge in die Länge wuchs und meine Zähne, um den scharfen Fängen platz zu machen, aus dem Kiefer brachen. Endlich ließen die Krämpfe nach, doch meine Kopfhaut spannte weiterhin, meine Ohren rauschten und schmerzten. Meine Haut schien von tausenden von heißen Nadeln durchbohrt. Als ich schließlich vor Schmerz zu weinen begann und mich zusammenrollte, brachte ich nur ein hundeartiges Jaulen hervor. Die Verwandlung war beendet. Ich wagte es nicht die Augen zu öffnen, bemerkte aber trotzdem, dass sich jemand mir näherte. "Komm, mach die Augen auf!", flüsterte die Hyäne. Mein Ohren zuckten. Ein Gefühl, an welches ich mich erst gewöhnen musste. Widerspenstig, tat ich dann meine tränenden Augen auf und blickte in ihr Gesicht. Sie wischte eine Träne aus dem Fell meiner Schnauze. "Du bist nun besiegt.", meinte sie und umarmte mich. "Doch was viel wichtiger ist, du bist mein." Ohne zu zögern erwiderte ich ihre Umarmung und presste meinen Kopf gegen ihre Wange. "Aber...", ich räusperte mich. "Nun hat Bohler wirklich gewonnen." Sie wippte sanft mit dem Kopf. "Nicht für immer. Wir haben alle eine Geschichte wie du. Und irgendwann wird auch unser Tag kommen."